Apotheker schlagen Alarm

Am 14. Juni haben die Apotheken zum bundesweiten Streiktag aufgerufen. Viele Apotheken werden deshalb geschlossen bleiben. Notdienstapotheken werden die Arzneimittelversorgung jedoch aufrechterhalten.

Der Inhaber der Rückert-Apotheken in Stadtlauringen und Maßbach, Pharmazierat Heiko Zimny, hat sich den Protesten angeschlossen. In seiner Funktion als Pressesprecher Politiker hatte er mehrere in Bundes- und Landtag vertretenen Parteien eingeladen. Persönlich waren der Einladung am Ende CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber und CSU-Landtagskandidatin Martina Gießübel gefolgt.

Zimny wies anhand von praktischen Beispielen darauf hin, wie die Apotheken als Spielball zwischen Politik, Krankenkassen und Pharmaindustrie immer weiter zerrieben werden. Die praktischen Folgen seien schon jetzt spürbar: Immer mehr Apotheken schließen und immer weniger junge Menschen streben eine Ausbildung zum Apotheker oder überhaupt im Apothekenwesen an. In der Folge mussten zuletzt die Notdienstzeiten angepasst werden. Ab nächstes Jahr können Apotheken alle elf, statt vorher zwölf Tage zum Einsatz bestimmt werden. Durch größere Einzugsgebiete steigt dann zusätzlich die Nachfrage an den Notdiensttagen.

Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung seien die Folge. „So schlimm wie aktuell war es noch nie“, schimpft Heiko Zimny, dem es unerklärlich ist, wie die Probleme der öffentlichen Apotheken derzeit bei aktuellen Gesetzesvorhaben übergangen werden. Das deutsche Gesundheitswesen sei einst beispielgebend für die ganze Welt gewesen, doch statt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, werde sie zunehmend geschwächt.

Hinzu kommen die steigenden Kosten und die Inflationsentwicklung. Trotzdem hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten. Zimny forderte deshalb dringend Bürokratieabbau und das Ende der Null-Retaxationen, bedingt durch Willkür der Firmen, die auch noch von den Krankenkassen beauftragt werden. Die Arbeit des Apothekers bestehe nicht zuletzt deshalb heutzutage zu 80 Prozent Arbeit am Schreibtisch. Dabei sei die enge Abstimmung mit dem Arzt und die dadurch individuell auf den Patienten abgestimmte Verabreichung die eigentliche Kernkompetenz des verantwortungsvollen Apothekers.

Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber stimmte dem zu, sah die Versorgungsstruktur ebenfalls gefährdet. Das geplante GKV-Finanzstabilisierungsgesetz setze am falschen Ende an. Apotheken würden nicht einmal zwei Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen verantworten.

Die von der Union vorgeschlagene Beibehaltung der bisherigen Abschlagshöhe und die rückwirkende Einforderung von inflationsbedingten Mehrkosten sei vielmehr im Gesundheitsausschuss abgelehnt worden. Darüber hinaus habe die Union einen Beschaffungsgipfel angeregt, um kurzfristig alternative Beschaffungsmöglichkeiten im Ausland zu erörtern. Mit einer Diversifizierung von Lieferketten könnten zudem Unternehmen der pharmazeutischen Industrie Wirkstoffe von verschiedenen Herstellern beziehen.

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