München (dpa/lby) – Die Niedrigzinspolitik der EZB bringt die bayerischen Sparkassen in eine immer schwierigere Lage.
Trotz boomenden Kreditgeschäfts schrumpfen die Gewinne immer weiter dahin, wie der bayerische Sparkassen- und Giroverband am Donnerstag meldete. Sofern die Zinsen im Keller bleiben, sieht Verbandspräsident Ulrich Reuter die kommunalen Geldhäuser von einem «Krisenszenario» nicht weit entfernt. Er ließ aber offen, was das bedeutet.
Das Kreditvolumen legte um 5,8 Prozent auf über 150 Milliarden Euro zu, der höchste Anstieg seit über zehn Jahren. Die von den Sparkassen verwahrten Einlagen der Kunden stiegen auf 187,6 Milliarden Euro, das sind 7,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor – nach Reuters Einschätzung coronabedingt, weil die Bürgerinnen und Bürger weniger Gelegenheit zum Geldausgeben hatten. Obwohl das Kundengeschäft also kräftig zulegte, ging der Nettogewinn der 64 bayerischen Sparkassen um fast 70 Millionen auf 309 Millionen Euro zurück.
«Der Virus Negativzinspolitik frisst sich immer stärker in unsere Bilanzen, und für die Banken und Sparkassen gibt es dagegen leider keine Impfung», sagte Reuter dazu. Das bezieht sich darauf, dass Sparkassen ganz überwiegend von der Zinsspanne zwischen höheren Kreditzinsen und niedrigeren Einlagezinsen leben. Die Tiefzinspolitik der EZB hat dazu geführt, dass auf der Kreditseite der Zinsüberschuss sinkt, während gleichzeitig die Einlagen der Kunden für Banken immer teurer werden. Denn die Sparkassen legen die Kundengelder selbst an und zahlen dafür Negativzinsen.
Ungeachtet seiner Warnung vor einem Krisenszenario schloss Reuter aus, dass einzelne Häuser in existenzbedrohende Geldnöte geraten könnten: «Wir sehen keine Schieflagen bei den bayerischen Sparkassen.»
Der Sparkassenpräsident prophezeite jedoch, dass die Zeit kostenloser Girokonten in absehbarer Zukunft enden wird, auch bei Onlinebanken. Zudem sparen die Sparkassen auch bei sich selbst, und zwar sowohl an Filialen als auch an Personal. Im vergangenen Jahr wurden fast 200 Geschäftsstellen geschlossen. Ende Dezember arbeiteten noch 35 800 Menschen für die Sparkassen, gut 2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.