Die überraschende Geschichte des modernen Treppenlifts

Viele kennen ihn, einige benutzen ihn schon und wieder andere fürchten den Tag, an dem sie einen benötigen. Dabei bietet ein Treppenlift eine einfache Beförderungsmöglichkeit zwischen Etagen für mobilitätseingeschränkte Menschen und erlaubt es ihnen, trotz Alter oder Krankheit unabhängig in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Moderne Modelle stellen sich als wahre Wunderwerke dar, die Fachleute an alle Arten von Treppen anbringen können. Viele denken in diesem Zusammenhang fälschlicherweise, dass die Entstehungsgeschichte erst Ende des letzten Jahrhunderts begann. Bis vor ein paar Jahren war diese noch sehr kurz, das änderte sich jedoch durch die spektakuläre Entdeckung eines britischen Historikers. Aber wie sahen die ersten Treppenlifte aus und wer kann sich überhaupt mit dem Ruhm ihrer Erfindung schmücken? Hier zeigt sich die überraschende Geschichte des Treppenlifts, vom Beginn im englischen Königshaus bis zur Ankunft im Alltag der Deutschen.

 

Sechs Frauen, eine neue Kirche und sogar ein Treppenlift

Beim Blick in die Geschichte zeigt sich, dass der erste Nutzer beziehungsweise der Erfinder des Treppenliftes sehr wahrscheinlich königliches Blut besaß. Im Jahre 2009 fand der TV-Historiker Dr. David Starkey in Aufzeichnungen über Henry VIII. (1491–1547) Hinweise zu einem „chair that goes up and down“1. Schon der Tudor-König, den die meisten durch die Gründung der englischen Kirche und seine sechs Frauen kennen, besaß demnach einen Treppenlift. Nachdem er 1536, im Alter von 45 Jahren, bei einem Turnier vom Pferd fiel und sich eine Wunde an der Wade zuzog, litt er bis zu seinem Tod circa zehn Jahre später unter starken Schmerzen im Bein. Durch die deshalb ausbleibende körperliche Betätigung nahm er stark an Gewicht zu und blieb physisch sehr eingeschränkt, sodass das Erklimmen der ungefähr sechs Meter hohen Treppe in seiner Residenz Whitehall Palace in London ihm immer schwerer fiel. Aus diesem Grund ließ er einen mit einem Seilzug verbundenen Stuhl montieren, um sich mithilfe seiner Diener zwischen den Stockwerken hochzuziehen beziehungsweise herabzulassen.

 

Als Alltagshelfer bei Kinderlähmung

C. C. Crispen, ein autodidaktischer Ingenieur und Entrepreneur aus Pennsylvania in den USA, gilt jedoch als Erfinder des modernen Treppenlifts. Er entwarf im Jahre 1923 den ersten Ansatz eines solchen, da sein Freund an Poliomyelitis erkrankt und dadurch stark in seiner Mobilität eingeschränkt war. Als Ingenieur konstruierte Crispen für ihn einen klappbaren Holzstuhl inklusive Fußstütze, der sich mit Rollen sowie einer zusätzlichen Kette auf einer Stahlschiene fortbewegte. Nun konnte der Erkrankte auch ohne die Hilfe eines Pflegers eigenständig die Treppe zwischen den einzelnen Stockwerken bewältigen. Nach der großen Begeisterung seines Freundes entwickelte er in kürzester Zeit ein serienreifes und marktfertiges Produkt: den Inclinator. Schon in den 1930er-Jahren wuchs sein Kundenstamm stetig weiter und vor allem die vielen Poliomyelitis-Opfer der Zeit waren zu Beginn die Hauptabnehmer des neuen Systems.3 Crispens Modell des Treppenlifts bildet heute die Grundlage für die vielen neuen modernen Konstruktionen in den Eigenheimen der Deutschen.

 

Aus den USA über Europa nach Deutschland

Auf den europäischen Markt kam der Sitzlift durch das niederländische Unternehmen Jan Hamer & Co., das sich zu diesem Zeitpunkt schon als einer der führenden Lifthersteller in den Niederlanden etabliert hatte. Als der damalige Geschäftsführer Pieter Gerrit Mulder Junior durch eine amerikanische Zeitung auf einen Treppenlift mit Sitzfläche aufmerksam wurde, ließ er sofort ein eigenes Modell für den niederländischen Markt entwickeln und installierte 1961 den ersten Treppenlift in Europa. Schon drei Jahre später fügten sie auch den ersten Kurvenlift zum Portfolio hinzu. Deutschland erreichte der Treppenlift – oder auch Treppenschrägaufzug genannt – 1977 mit der Firma Hiro Lift Höllenköter + Ronseick GmbH.4 Heute bietet sich Kundeninnen und Kunden durch das breite Angebot an Herstellern und Verkäufern natürlich eine Vielzahl an Auswahl- und Anpassungsmöglichkeiten für den zu ihnen passenden Treppenlift an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert