Dringender Reformbedarf bei Krankenkassen wird ignoriert Kliniken werden seit Jahren mit Kürzungen und Vorwürfen überzogen

Nachdem schon vor Wochen Gesundheitsminister Jens Spahn nach
Presseberichten einen Rekordzuschuss von 27 Mrd. Euro zur
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für 2022 plante, um deren
Defizite auszugleichen, haben sich gemäß einer aktuellen Studie der
Krankenkasse DAK-Gesundheit zur mittelfristigen Finanzlage der GKV
weitere massive Finanzlücken aufgetan.

Demnach solle der reguläre Bundeszuschuss von 14,5 Mrd. auf dauerhaft 41,3 Mrd. Euro steigen, um
künftig alle Ausgaben bezahlen zu können.
Ansonsten sei die Handlungsfähigkeit der gesetzlichen
Krankenversicherungen bedroht oder es käme zum „historisch größten
Beitragssprung“.

„Statt in den finanziellen Abgrund zu starren und zu erwarten, dass
hier jemand mit Steuermitteln einspringt, sollten die Krankenkassen
als Erstes prüfen, was sie selbst zur Kostensenkung beitragen
könnten“, sagt Dr. Christian Höftberger, CEO der RHÖN-KLINIKUM AG.
Zwar sieht Höftberger auch den Einfluss von versicherungsfremden
Leistungen, der demographischen Entwicklung und des
medizinisch-technischen Fortschritts, doch von jedem Unternehmen
werde erwartet, dass es in einer solchen Situation
erstmal seine eigene Struktur und die Prozesse auf den Prüfstand
stellt.

Besonders absurd findet Höftberger, dass all diejenigen, die
Patienten behandeln und deren Gesundheit wiederherstellen, mit immer
neuen Sparaktionen und Vorwürfen konfrontiert werden, während die
Krankenversicherungen mit ihrer rein verwaltenden Tätigkeit keinem
ökonomischen Druck ausgesetzt sind, da sie ihre Defizite bislang
weiterreichen können.

Höftberger sieht im deutschen Krankenkassensystem, das allein mehr
als 100 gesetzliche Kassen hat, dringenden Reformbedarf. „Warum haben
wir überhaupt so viele Krankenkassen, alle jeweils mit eigenen
Strukturen, Verwaltungen, Vorständen und Verwaltungspalästen“, fragt
er und verweist auf andere Länder wie Israel, in denen man mit einem
halben Dutzend Versicherungen auskommt und diese digital bestens
strukturiert sind.

Bei der Bürokratisierung sieht der CEO der RHÖN-KLINIKUM AG
erhebliche Einsparpotenziale. „Der zunehmende Dokumentationsaufwand
beschäftigt sowohl auf Kassenseite wie in den Kliniken – unabhängig
von ihrer Trägerschaft und Einrichtungsgröße – immer mehr
Mitarbeitende und bindet damit wertvolle Ressourcen, die anderswo
sinnvoller eingesetzt werden können“, weiß Höftberger, der auch
Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft e. V. ist und diesen
Aspekt trägerübergreifend und unabhängig von
der Größe der Kliniken wahrnimmt. „44 Prozent der Arbeitszeit der
Ärzte entfallen auf die Bürokratie, beim Pflegepersonal sind es 36
Prozent.“

Auch im Marketing der Krankenversicherungen kann gespart werden. Dazu
zählen für ihn beispielsweise Behandlungsformen, für deren
Wirksamkeit es keinen medizinischen Beleg gibt, die dennoch oft
übernommen werden, um Versicherte an sich zu binden. „Stattdessen
sparen die Kassen seit Jahren bei den Klinikleistungen, so dass das
Personal in Deutschland doppelt so viele Patienten behandeln muss als
in allen anderen vergleichbaren Ländern“, beklagt Höftberger.

Da politische Strukturreformen nicht angegangen werden, sind
inzwischen viele Kliniken in Deutschland auf Subventionen angewiesen.
„Wenn den Kassen dann trotzdem die Kosten aus dem Ruder laufen,
obwohl sie die Pandemiekosten gar nicht stemmen müssen, viele
Behandlungen und Operationen coronabedingt zurückgestellt oder
abgesagt werden mussten und Patienten auf notwendige Behandlungen
sogar verzichtet haben, die Ausgaben der Krankenkassen für Kliniken,
Reha und Vorsorge gesunken sind, besteht
offenbar dringender Reformbedarf, um sich selbst zu überdenken und
überflüssige Ausgaben zu senken“, so Höftberger.

Die RHÖN-KLINIKUM AG ist einer der größten Gesundheitsdienstleister
in Deutschland. Die Kliniken bieten exzellente Medizin mit direkter
Anbindung zu Universitäten und Forschungseinrichtungen. An den fünf
Standorten Campus Bad Neustadt, Klinikum Frankfurt (Oder),
Universitätsklinikum Gießen und Universitätsklinikum Marburg (UKGM)
sowie der Zentralklinik Bad Berka werden jährlich rund 809.000
Patienten behandelt. Rund 18.450 Mitarbeitende sind im Unternehmen
beschäftigt. Das innovative
RHÖN-Campus-Konzept für eine sektorenübergreifende und
zukunftsweisende Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, die
konsequente Fortsetzung des schrittweisen digitalen Wandels im
Unternehmen sowie die strategische Partnerschaft mit Asklepios sind
wichtige Säulen der Unternehmensstrategie. Die RHÖN-KLINIKUM AG ist
ein eigenständiges Unternehmen unter dem Dach der Asklepios Kliniken
GmbH & Co. KGaA. http://www.rhoen-klinikum-ag.com

SAZ-Redakteur

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