Entwicklung des Leopoldinasaals im Rückert-Bau hängt auch von der Gesamtentwicklung ab

Schweinfurt (red). Nachdem die Pläne für eine Verlegung des Friderike-Schäfer-Heims an den Standort des Friedrich-Rückert-Baus gescheitert sind, gilt es nun diesen in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen. Er ist schließlich auch wesentlicher Bestandteil der neuen Gestaltung am Martin-Luther-Platz, zu der auch das alte Gymnasium, die Alte Reichsvogtei und das Stadtschreiberhaus gehören. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte deshalb zunächst zu beraten, wie es mit dem Leopoldina-Saal weiter geht. Dieser muss wegen Mängeln zunächst einmal geschlossen werden, soll jedoch zusammen mit nötigen Baumaßnahmen an der Räumen für Mitarbeiter für rund 250.000 Euro wieder nutzbar gemacht werden.

Wie der Tischvorlage zu entnehmen ist, wurde der heutige Friedrich-Rückert-Bau  1962 als Kulturzentrum mit Stadtarchiv, Stadtbibliothek, Stadtbildstelle, Schul- und Kulturverwaltung, Volkshochschule sowie Räumen für Jugendgruppenarbeit etc. eingeweiht. Die Architektur symbolisiere den Wiederaufbau der Nachkriegsmoderne im demokratischen Zeitgeist eines niederschwelligen, offenen Bildungsangebots für eine breite Bevölkerungsschicht.

Der Leopoldinasaal und die angrenzenden Hörsäle waren ursprünglich gut genutzte Räume für Vorträge, Filmvorführungen, kleinere Theater- und Konzertaufführungen. Mit der kulturfremden Überformung der letzten Jahrzehnte, dem Auszug der VHS und der beanspruchten Saalmiete ließ das Interesse an dieser Einrichtung deutlich nach. Zuletzt habe es nur noch zwei bis vier Veranstaltungen jährlich gegeben.

Der Leopoldinasaal sei in seinem technischen, funktionalen und gestalterischen Zustand bis heute unverändert in originaler Substanz erhalten und damit für einen zeitgemäßen Betrieb nicht mehr geeignet. Für eine Aufwertung in einen gut funktionierenden Veranstaltungssaal nach heutigen Anforderungen besteht Handlungsbedarf. Dazu müssen Brandschutz, Barrierefreiheit, Haustechnik sowie Bühnen- und Veranstaltungstechnik ertüchtigt werden. Hinzu kommen kleinere Maßnahmen, wie die erneuerung der vorhandenen Reihenbestuhlung für heutige Größenverhältnisse sowie Möglichkeiten für Catering und Bewirtung und Lagerflächen.

Für eine weitere Nutzung des Saals hat die Stadtverwaltung nun zwei Möglichkeiten erarbeiten lassen. Die „ Minimallösung“ sieht lediglich eine Beseitigung der Sicherheits- und brandschutztechnischen Mängel vor, um den Saal wieder öffentlich nutzen zu können. Die Kosten hierfür würden sich auf rund eine Mio. Euro belaufen und es gäbe keinerlei Fördermöglichkeiten. Diese Variante wurde inzwischen verworfen.

Die „erweiterte Minimallösung“ sieht zudem einen Umbau der angrenzenden Bereiche vor, was insgesamt wohl um die 2,5 Mio. Euro kosten würden, wobei eine  anteilige Förderung möglich wäre.

Zur Bewertung wird ausgeführt, dass die erste Variante hohe und nicht förderfähige Kosten verursacht. Die zur Nutzungsaufnahme notwendigen Maßnahmen bewirken für die Besucher keine erlebbaren Verbesserungen. Der Saal bliebe dabei weiterhin unattraktiv und für eine angemessene Nutzung ungeeignet.

Variante 2 hingegen würde eine spürbare Aufwertung für den Betrieb und die Besucher nach sich ziehen. Die relativ hohen Kosten sind anteilig förderfähig. Einzelne Maßnahmen könnten auch isoliert umgesetzt werden.

Kritisch bleiben jedoch auch bei dieser Variante räumlich nicht lösbare Defizite  sowie die bisher nicht berücksichtigten energetischen Mängel an der Gebäudehülle.

Eine Weiterentwicklung des Saals mache schlussendlich jedoch nur Sinn, wenn das Gesamtgebäude zeitnah generalsaniert wird.  Mit dem dringend erforderlichen Austausch der Wärmeerzeugung Gas gegen Fernwärme wurde ein erster Schritt getan. Damit sind weitere umfangreiche Maßnahmen für die Verbesserung der Energieeffizienz zu erwarten. Diese Kosten sind bisher jedoch noch nicht ermittelt.

Die beschriebene zweite Variante  wird als mögliche Entwicklungsperspektive des Saals zur Kenntnis genommen. Die derzeit isolierte Betrachtung sollte mit der erforderlichen Entwicklung des Stadtarchivs koordiniert werden. Solange werden im energetisch nicht sanierten Gebäude keine isolierten Einzelmaßnahmen umgesetzt, die im Betrieb unwirtschaftlich und im Nachgang kostspielig zu revidierenden sind.

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