„Hans Platschek. Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende“

Schweinfurt (red). Ausstellung nur noch bis 11. Juni zu sehen. Die Kunsthalle Schweinfurt erhielt zwei großzügige Schenkungen: Die Stiftung van de Loo aus München sowie eine Privatsammlung stifteten dem Museum jeweils zwei Gemälde des Malers, Autors und Kunstkritikers Hans Platschek (1923-2000).

Die beiden Schenkungen erfolgten im Zuge der großen Jubiläumsausstellung „Hans Platschek. Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende“, die noch bis zum 11. Juni in der Kunsthalle Schweinfurt zu sehen ist. Die geschenkten Werke haben für das Haus einen besonderen Stellenwert, da die städtische Sammlung bislang nur zwei Graphiken von Hans Platschek besitzt.

„Zu wissen, dass die vier Werke von Hans Platschek zukünftig dauerhaft im Besitz der Kunsthalle sind und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und Freude“, sagt Dr. Julia Weimar, stellvertretende Leiterin der Kunsthalle Schweinfurt.

Die Gemälde stammen aus unterschiedlichen Werkphasen des Künstlers: Die Arbeit „Pferd“ ist um 1949 im südamerikanischen Exil, „Tierbalg“ (1961) in München sowie „Fußgänger 17“ (1965) und das karikierte Porträt „Mister W.“ (1966) in London entstanden. Sie bereichern die Sammlung auf ideale Weise, denn fortan kann ein wichtiges Kapitel der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts erzählt werden.

Hans Platschek spielte für das Kunstgeschehen der Bundesrepublik Deutschland eine bedeutende Rolle. Bekannt geworden ist er mit seinen informellen Werken der 1950er und -60er Jahre sowie durch seine spektakuläre Kritik am Informel und Tachismus.

Es gelingt ihm immer wieder, die eigenen Positionen gegen eingefahrene Strukturen in der Kunst und im Kulturbetrieb durchzusetzen. So ist Platschek mit seinen informellen Gemälden 1958 an der Biennale in Venedig und 1959 an der documenta II in Kassel beteiligt. Seine Gemälde können als gemalte Kritik an der Unverbindlichkeit gegenstandsloser Kunst verstanden werden, auch wenn man konkrete Hinweise wie Augen, Nase, Mund, erst auf den zweiten Blick und mit Hilfe der Bildtitel erkennt. Platschek selbst begründet dies 1961: „Ich glaube keinesfalls, dass es wichtig ist, ob das jetzt eine Katze, ein Eisberg oder zwei Figuren sind. Wichtig ist in diesem Moment, dass ich etwas auslöse und […] diesem Menschen, der […] vor das Bild tritt, sage: ‚Schau, es fließt alles. Viele Dinge stehen in Frage. Bitte sei so erwachsen, übernehme nichts, fresse nichts, lutsche nichts, Kunst, Realität, Ideologien, ganz egal was, sondern fange mal an, von deinem Gefühl her, von deinem Unbewussten, selbst von deinem Denken her die Sachen […] in Frage zu stellen.‘“

Platschek äußert sich auch in verschiedenen Medien zur aktuellen Malerei. So kritisiert er in seinem 1959 bei Piper erschienenen Buch „Neue Figurationen“ die inflationäre Verbreitung des Informel als Malmethode – ein Standardwerk zur aktuellen Malerei; 1964 veröffentlicht er in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ einen polemischen Artikel gegen den Maler Ernst Wilhelm Nay und – damit verbunden – gegen dessen vordersten Deuter, den Kunsthistoriker und Documenta-Macher Werner Haftmann. Platschek wendet sich dabei gegen die Größen in der Kunst der Nachkriegszeit.

Bis zu seinem Tod im Jahr 2000 wird Platschek immer wieder an einem künstlerischen Wendepunkt stehen. Die Kunsthalle Schweinfurt dokumentiert noch bis zum 11. Juni in einer großen Retrospektive seine Suche mit wichtigen Schlüsselwerken aus allen Lebens- und Schaffensphasen. Parallel dazu sind Werke von Kolleginnen und Kollegen zu sehen, die mit seinem „Kosmos“ korrespondieren, von international renommierten Künstlern wie Jean Fautrier über Emilio Vedova, Wols und Antonio Saura bis zu Renato Guttuso und Emil Schumacher. So stoßen auf ungewöhnliche Weise Kunstwerke aus verschiedenen Zusammenhängen und Zeiten exemplarisch zusammen.

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