Kampf um den Pendler-Steg

Schweinfurt (red). Der Fußgängersteg am Hauptbahnhof war über viele Jahrzehnte wichtige Querverbindung, für mit der Bahn eintreffende Arbeiter der Großindustrie auf der gegenüber liegenden Seite. Wegen bautechnischer Mängel ist er jedoch seit Jahresbeginn gesperrt.

Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Schweinfurter Stadtrat setzen sich gemeinsam für den Erhalt des Fußgängerstegs am Hauptbahnhof ein und hatten zuletzt auch zu einer Protestveranstaltung zum Erhalt, bzw. zur Instandsetzung aufgerufen. SPD und Grüne regen für die kommenden Haushaltsberatungen an, für das Jahr 2023 die Mittel für eine Sanierung der wichtigen und einzigen direkten Verbindung zwischen Nord- und Südseite des Hauptbahnhofs zu beantragen.

„Schweinfurt ist in der glücklichen Lage, eine Querverbindung über den gesamten Gleiskörper quasi geerbt zu haben“, unterstreicht Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka. „Dass die Stadtverwaltung dieses Erbe in den letzten Jahren dem Verfall preisgegeben hat, ist eine Schande. Dies darf aber nicht der Anlass sein, dieses wichtige Stück Infrastruktur jetzt komplett aufzugeben.“ Für die SPD betont Peter Hofmann die Bedeutung eines „funktional und optisch attraktiven Hauptbahnhofs. Die notwendige Verkehrswende kann nur rund um eine gern und gut genutzte Schienenanbindung funktionieren. Dazu zähle eine Querungsmöglichkeit direkt zu den großen Industriewerken von SKF und ZF ebenso wie ein zeitgemäß gestalteter Hauptbahnhofsvorplatz mit optimierten Umsteigebeziehungen ins Umland und in die wichtigsten Stadtviertel.“

Holger Laschka und Peter Hofmann kritisieren „den Aktionismus der Bauverwaltung, die es nach jahrelangem Nichtstun in Sachen Hauptbahnhofsteg jetzt eilig habe“. Das stabile und mit vergleichsweise geringem Aufwand wieder zu ertüchtigende Bauwerk dem Erdboden gleichzumachen, sei völlig absurd. „Es ist vollkommen abwegig, jetzt schnell eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um das Thema Hauptbahnhofsteg zu beerdigen“, kritisiert Holger Laschka, „wenn wir für rund eine Million Euro eine, für alle nutzbare, Schienenquerung für Jahrzehnte haben können!“ Peter Hofmann geht in diesem Zusammenhang, angesichts des guten Zustands der Hauptkonstruktion, von möglicherweise noch geringeren Sanierungskosten aus.

Tragende Teile sind stabil

„Wir haben ein „Bleistift-Gutachten“ eines renommierten Architekturbüros, das die Sanierungskosten auf unter einer Million Euro für möglich hält, da alle tragenden Teile in stabilem Zustand seien und nicht der Erneuerung bedürften. Es geht hier wohl in erster Linie mehr um das Wollen, als um die Kosten!“ Stadträte von SPD und Grünen erreichten in den letzten Monaten immer wieder Bürgeranfragen zum Thema Hauptbahnhofsteg. Vor allem Beschäftigte und Auszubildende der Industrie, die von ihren Betrieben zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angehalten würden, beklagten die weggefallene Querungsmöglichkeit. „Das wird in Zukunft noch mehr ins Gewicht fallen, wenn öffentlicher Verkehr zunehmend den Individualverkehr ersetzen wird“, glauben Peter Hofmann und Holger Laschka. Der Erhalt des Stegs sei deshalb „ein Signal in Richtung Industrie, dass die Stadt deren Arbeitsangebot und – über die Gewerbesteuern – Beitrag zur Finanzierung des städtischen Haushalts wertschätzt“.

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