Nach einem arbeitsintensiven Jahr können die meisten fränkischen Winzer aufatmen

Repperndorf (rm). Rund fünf Wochen nach dem offiziellen Weinlesebeginn in Franken zogen in der vergangenen Woche die Experten des Fränkischen Weinbauverbands, der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und der Kellereifachberatung des Bezirks Unterfranken in der neuen Kelterstation der Winzergemeinschaft Franken (GWF) in Repperndorf Bilanz. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit einem Ertrag von 79 Hektoliter pro Hektar fuhren die Betriebe 2021 rund ein Drittel mehr ein als 2019 und 2020. Qualitativ erwarte man aromatische Weine mit geringerem Alkoholgehalt.

Niederschläge halten Winzer auf Trab

Die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer sprach von einer Achterbahnfahrt der Gefühle, die die meisten fränkischen Winzerfamilien in diesem Jahr durchlebt hätten. „Im Gegensatz zu den Vorjahren ließ sich in diesem Jahr die Vegetation erst Zeit und dann wuchsen uns die Reben plötzlich buchstäblich über den Kopf. Nach den kalten Nächten um 0 °C bis in den Mai hinein, führte der Juni mit höheren Temperaturen und Niederschlägen zu sehr schnell wachsender Vegetation. Die Winzer seien mit Ausbrechen, Heften und Laubarbeiten ständig gefordert gewesen und den Arbeiten in den Weinbergen kaum noch hinterhergekommen, so Weinbaupräsident Artur Steinmann. Auch die Monate Juli und August zeigten sich sehr niederschlagsreich. Die damit verbundene Blattnässe führte oftmals zu falschem Mehltau, auch Peronospora genannt, was permanenten Pflanzenschutz nötig machte und durch die schwierige Befahrbarkeit der feuchten Rebanlagen zusätzlich erschwert wurde. Gerade Biowinzer wurden oftmals hart getroffen, da sie dem Pilz nur wenig entgegen zu setzten hatten.  „Dieses Jahr war regional extrem unterschiedlich für die fränkischen Winzer. Mancherorts hat der falsche Mehltau zu einer kleineren Weinernte geführt, andernorts haben wir gute Erträge“, fasste Steinmann die Situation in Franken zusammen.

Mehr Ertrag als in den Vorjahren

Doch das sommerliche Wetter im August und September hat das Blatt noch einmal gewendet und sorgt beim Weinjahrgang 2021 für ausgeprägte Aromen und angenehme Säure. Dank des weitgehendst trockenen Wetters konnten die rund 3400 Winzerinnen und Winzer im fränkischen Anbaugebiet fast ohne Zeitnot ab der dritten Septemberwoche die Weinlese durchführen und reifegenau ernten. Für das Jahr 2021 gehen die Weinexperten von einer Ernte in Höhe von 79 Hektoliter pro Hektar aus, was insgesamt einer Menge von ca. 480.000 Hektoliter entspricht. Das ist ein gutes Drittel mehr als in den Jahren 2019 und 2020 und stimme die Winzer versöhnlich. Das durchschnittliche Mostgewicht beträgt 84 Grad Oechsle. „Noch nie hat eine solche Jahrgangsvegetation die Winzer so gefordert und haben die Jungweine so positiv überrascht wie 2021“, so Chefönologe Hermann Mengler vom Bezirk Unterfranken. Man erwarte Weine mit Eleganz, Komplexität und viel Trinkfluss, die sehr genau ihre Rebsorte verkörpern, so Mengler.

Als großer Gewinner präsentiert sich wieder einmal der Silvaner! „Denn egal ob Trockenheit, Hitze oder Feuchtigkeit, der Silvaner zeigt auch dieses Jahr wieder, dass er dem Klimawandel gewachsen ist und wunderbare Weine hervorbringt. „Wir sind stolz auf die große Silvaner-Kompetenz unserer Winzer“, freut sich Weinbaupräsident Artur Steinmann.

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