„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Stadt kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt“
– mit diesem leicht abgewandelten Zitat Mahatma Gandhis greift Stadträtin Ulrike Schneider erneut das brisante Thema der Stadttauben auf. „Es ist beschämend, wie die Stadt auf ihren Paragraphen besteht und die Tauben verhungern lässt – die Tiere haben dank des Shutdowns und der Eiseskälte ohne menschliche Hilfe keine Chance“.
Statt angesichts der Ausnahmesituation für Mensch und Tier ein Füttern vorübergehend zu ermöglichen – was andere Städte längst tun – werden hier in Schweinfurt helfende Menschen mit einem Ordnungsgeld von über 140 Euro belegt, wenn sie beim Füttern erwischt werden. Ein Vorgehen, das zumindest aus moralischer Sicht zu verurteilen sei, so Schneider. Sie weist zudem auf ihren Antrag aus dem Jahr 2020 hin, städtische Taubenschläge einzurichten, um die Tauben-Populationen human und zum Wohle von Tier und Mensch zu reduzieren. Bis heute sei ihr Antrag nicht abschließend behandelt worden, teilt sie weiter mit und fügt hinzu: „bis heute hat sich die Stadt vor einer Lösung gedrückt!“
Wenig Verständnis für das Verhalten der Stadt
Wenig Verständnis für das Verhalten der Stadt bringt auch Johannes Saal, Vorsitzender des Tierschutzvereins Schweinfurt, auf. „Ein Taubenschlag hat nur Vorteile – ich verstehe nicht, warum die Stadt diesen Weg nicht geht“, so Saal. Er hält ein zumindest temporäres Aufheben des Fütterungsverbots für absolut notwendig und weist darauf hin, dass die Stadt nicht einmal für Futter aufkommen müsste, da sich die Taubenhilfe White Angels angeboten hat, das Futter zu besorgen und das Füttern zu übernehmen.
„Einem Tier darf kein absichtliches Leid zugefügt werden, sonst begeht man eine Straftat“, so Jasmin Poyotte, Vorsitzende der Taubenhilfe White Angels mit Blick auf das strikte Fütterungsverbot der Stadt Schweinfurt. Sie rückt mit ihren Helfern inzwischen tagtäglich aus, um verletzte oder geschwächte Tauben einzufangen und anschließend vom Tierarzt behandeln zu lassen oder bei sich aufzunehmen. „Nachdem Stadttauben durch Herkunft und Bindung an den Menschen wie Haustiere zu behandeln sind, übernehmen wir eigentlich die Hausaufgaben der Stadt, die ihren Bürgern sonst ein völlig anderes, wenig erfreuliches Stadtbild bieten müsste“, so Poyotte.
Die Taubenhilfe White Angels rückt inzwischen täglich aus,
um verletzten und geschwächten Tauben zu helfen.
Foto: Ulrike Schneider
Ein solches Engagement gehörte eher vergütet denn bestraft, darin ist sich Schneider mit vielen Mitmenschen wie auch Stadtratskollegen einig. Für Futter, Tierarztbehandlung, Gehegebau u.v.m. entstehen hohe Kosten, ganz zu schweigen von dem immensen Einsatz an Zeit und Energie. Wer die Arbeit der Taubenhilfe unterstützen möchte, kann dies mit einer kleinen Spende tun: Der Verein Freunde für Tiere und Menschen in Not e.V. mit Sitz in Schonungen/Forst nimmt die Spenden an und stellt auch die Spendenquittungen aus: Flessabank DE73 7933 0111 0001 440017 – Stichwort Taubenhilfe.