Ukraine-Schock weicht Ernüchterung

Donnersdorf (red). Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie wichtig die Abkehr von fossilen Energieträgern ist. Inzwischen wird zwar schon fast die Hälfte des Stroms in Deutschland regenerativ produziert, doch um die gesteckten Ziele zu erreichen, sind weitere Maßnahmen nötig. Ins Visier von Projektanten ist deshalb nun auch wieder das WK 19 bei Pusselsheim geraten.

Seit dem Regierungswechsel in Berlin drängen vor allem die Grünen auf mehr Tempo. Ein wichtiger Baustein sei dabei der Ausbau von Solarenergie und Windkraft. Wie Wirtschaftsminister Habeck verkündete, sollen zwei Prozent der Landfläche für Windkraft ausgewiesen werden. Ein Ziel, von dem Bayern noch weit entfernt ist. Habeck hat den Bayern sogar gedroht Bundesgesetz über Landesrecht zu stellen, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird.

Regenerative
Energieerzeugung

Ministerpräsident Markus Söder argumentiert hingegen mit anderen Stärken, die Bayern für regenreative Energieerzeugnung habe. Durch Wasserkraft und Solar sei Bayern schon heute eines der führenden Bundesländer im Bereich regenerativer Energieproduktion. Die eher lauen Windverhältnisse in Bayern hingegen würden kaum nennenswert zu mehr Windenergieerträgen beitragen. Dennoch war er bereit die 10-H-Regel zu lockern, die einen Mindestabstand zur Wohnbebauung von mindestens dem zehnfachen der Höhe eines Windrades vorsieht – aktuell also etwa 2,5 km. Im eng bebauten Bayern ist so also kaum ein weiterer Ausbau möglich. Die Lockerung sieht nun Aufstellmöglichkeiten ohne 10-H-Regel an bereits „belasteten Infrastruktureinrichtungen“ vor, etwa entlang von Autobahnen und Zugschienen, aber auch an Industriegebieten oder ehemaligen Truppenübungsplätzen.

Des Weiteren sollen vom Freistaat beauftragte Windkümmerer für mehr „Freiwilligkeit“ sorgen, denn wo Einvernehmen mit den Bürgen besteht, kann in Vorrang- und Vorbehaltsgebieten auch näher an Wohnbebauung heran gerückt werden. Zuletzt fanden deshalb in der Region Main-Rhön mehrere Aufklärungsveranstaltungen statt.

In Üchtelhausen konnten die „Windkümmerer“ einen Umschwung herbei führen. Dies war kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, als der erste Schock noch tief saß. Nachdem Windkraftanlagen vor einigen Jahren bei einem Bürgerentscheid abgelehnt wurden, fanden diese nun bei einem weiteren Votum auf einmal Zustimmung.

Offiziell noch nichts entschieden ist hingegen im Vorranggebiet 41, jetzt WK 19 im Bereich zwischen Obereuerheim und Traustadt. Dieser Bereich gleich neben Pusselsheim geriet vor zehn Jahren schon einmal ins Visier von Projektanten, musste aber wegen der 10-H-Regel wieder aufgegeben werden. Nun könnte es wieder aktuell werden, wenn die Bevölkerung dahinter steht. Die „Windkümmerer“-Firma Endura-Kommunal-GmbH hatte dazu kürzlich zu einer Informationsveranstaltung nach Donnersdorf eingeladen.

Doch der Ukraine Schock scheint verflogen, denn die Versammlungsteilnehmer waren alles andere als neugierig oder sogar erfreut über die neuen Entwicklungen.

Franken wieder über den Tisch gezogen?

Es war vor allem die Häufung vieler Windräder in Franken, die den Versammlungsteilnehmern sauer aufstieß. In Franken stehen schon 840 Windräder von insgesamt 1.164 in Bayern,  im Raum Schweinfurt 45. Es sei deshalb schwer nachvollziehbar, warum alleine Franken den gesamten bayerischen Anteil an den Energieumsetzungsplänen tragen solle, wohingegen das Alpenvorland trotz aufgeblähter Segel auf den dortigen Touristenseen verschont bleibe. Getoppt werde das Unverständnis, dass auch hier in der Gegend weite Flächen, wie etwa der Brönnhof nicht für Windenergie genutzt werden. Auf Unverständnis stieß deshalb, dass sich einige Gemeinden im Landkreis geradezu vordrängeln würden, um endlich oder noch mehr Windräder zu bekommen. Auch vergünstigter Strom für Bewohner um Windräder sei nicht vorgesehen.

In Pusselheim ist schon viele Jahre ein Baugebiet ausgewiesen, das nun wohl nicht erschlossen werden  kann, weil es sogar die neuen Mindestabstände von 800 bis 1000 Meter unterschreiten würde. Dies führte zu teilweise hitziger Wortwahl („die kapieren das sonst nicht!“), bisweilen mussten darauf hin sogar Aufrufe zur Mäßigung erteilt werden.

Zudem wurde befürchtet, dass die Planungen schon viel weiter voran geschritten sind, als verlautbart. Die Versammlungsteilnehmer befürchten nun kaum noch Möglichkeiten zur Verhinderung zu haben. 

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