Wenig ansprechender Rathausinnenhof SPD-Fraktion im Schweinfurter Stadtrat legt Antrag zur Neuausrichtung des Innenstadtgefüges vor

Schweinfurt (red). Nicht nur die Corona-Krise hat das Innenstadtgefüge durcheinander gebracht. Schon vorher war vor allem der Geschäftsleerstand ein großes Thema. Die SPD-Fraktion im Stadtrat hat nun ihre Gedanken zur zukünftigen Entwicklung in einem Antrag zusammen gefasst.

Dieser Vorschlag sieht beispielsweise als kurzfristige Maßnahme das Vorkaufsrecht der Stadt bei jedem Grundstückshandel vor. Nur so werde das aktive Mitbestimmungsrecht zur weiteren Innenstadtgestaltung gestärkt. Gleichzeitig sei die Nutzung des Außenbereichs durch Handel und Gastronomie  großzügig zu gewähren. Ein weiterer Punkt wären demnach die Begrünung und die Schaffung von Wasserstellen bzw. Brunnen in der Innenstadt. Dies gelte auch für Möblierung, insbesondere mit Sitzgelegenheiten. Kleinkunstgruppen soll in der wärmeren Jahreszeit unabhängig von besonderen Events der Auftritt im öffentlichen Raum in der Innenstadt ermöglicht werden.

Interessant für alle Maßnahmen könnte das Förderprogramm der Bundesregierung sein, dessen Nutzung für die Stadt Schweinfurt geprüft werden muss. Mittelfristig wünscht sich die SPD-Fraktion für die Innenstadtentwicklung ein Konzept  in dem – nach Durchführung einer Bürgerbeteiligung – Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung festgelegt werden. Auf dieser Grundlage sei verstärkt das Vorkaufsrecht der Stadt auszuüben. Damit wiederum könne die Schaffung von Wohnraum im Innenstadtbereich  gefördert werden, insbesondere auch durch die Umwandlung leerstehender Büroräume in vermietbaren Wohnraum.

Weiter befürchtet die SPD-Fraktion als Folge der Leerstände und verstärkt durch die Corona-Pandemie einen noch stärkeren Verlust an urbaner Lebensqualität als bislang angenommen.

Beobachtungen der SPD-Stadträte haben ergeben, dass Besucher der Innenstadt bei schönem Wetter neben erholsamen Aufenthaltsplätzen außerhalb des Konsums nach Einkehrmöglichkeiten im gastronomischen Außenbereich suchen. Die vielbeschworene Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wächst mit zunehmender Außengastronomie. Doch sollten auch Handelsgeschäfte durchaus den Außenbereich, soweit nicht hinderlich und ansprechend gestaltet, für ihre Zwecke nutzen dürfen. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen in der Innenstadt ist aufgrund des Lockdowns sehr angespannt. Deshalb sollte befristet auf die Erhebung von Gebühren hierfür verzichtet werden.

Wenig ansprechend sei der Rathausinnenhof, in dem sich weder Grün noch Sitzgelegenheiten finden, die Ostseite des Marktplatzes, die Zehntstraße und der Martin-Luther-Platz, könnten allesamt mehr „Grün“ und mehr Sitzgelegenheiten vertragen, um die jeweilige Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Nach wie vor hält die SPD-Fraktion die Schaffung von Mini-Parks für richtig, wo sich eine solche Möglichkeit bietet, wie z.B. im Falle eines Abrisses des städtischen Kassengebäudes. Die Stadt braucht solche Erholungspunkte für die Innenstadtbewohner und -besucher. Aufenthaltsbereiche ohne Inanspruchnahme der Gastronomie sind für die Attraktivität der Stadt von großer Wichtigkeit.

Infrage gestellt wird in dem Antrag das bisherige Stadtmodell mit Shoppingcenter, Tiefgaragen, Systemgastronomie und Bürogebäuden, das laut dem Antrag „weitgehend am Ende ist“. Die Struktur muss sich verändern und Gewinner werden die Städte sein, die dies am schnellsten realisieren. Transformation ist somit nicht nur im Industriebereich ein großes Thema, sondern muss ebenso ein Thema für die Entwicklung der Innenstadt sein.

Ein zusätzlicher Effekt einer Bürgerbeteiligung wäre, dass hiermit eine Sensibilisierung und Emotionalisierung verbunden sein könnte. Alle Maßnahmen, die von Seiten der Stadt oder anderen Mitwirkenden ergriffen werden, könnten ins Leere laufen, wenn die Konsumorientierung der Menschen außerhalb des Online-Geschäftes nichts mehr zulässt. Die Chance des Hinterfragens des eigenen Einkaufsverhaltens in sich müsse genutzt werden. Die Innenstadt als emotionaler Anker der Stadtgesellschaft werde dadurch positiv beeinflusst.

SAZ-Redakteur

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