Wenn der Aufzug friert, darf er nicht fahren

Jeden Winter dasselbe: Kaum sinken die Temperaturen gegen Null, verweigern Aufzüge an Bahnhöfen und in Parkhäusern ihren Dienst. Warum ist das eigentlich so?

Viele denken, die Aufzüge haben aufgrund der niedrigen Temperaturen eine Störung und fallen deshalb aus. Tatsächlich aber schalten sie sich aus Sicherheitsgründen selbst ab. „Die Abschaltung resultiert aus einer gesetzlichen Auflage, die für alle Personenaufzüge gilt“, erklärt Jan Steeger, Head of Communications bei Schindler Deutschland, einem der führenden Hersteller von digitalen und klassischen Aufzügen. Hierdurch sollen die Passagiere vor zu niedrigen Temperaturen in der Kabine geschützt werden.

Laut der in Europa geltenden Richtlinie EN 81-20 müssen sich Aufzüge eigenständig abschalten, wenn die Temperaturen im Aufzugschacht nicht zwischen den vorgeschriebenen +5°C und +40°C liegen. Hier ist wichtig zu verstehen, dass es sich um die Temperatur im Schacht des Aufzugs und nicht in der Kabine handelt. Denn dort befinden sich wichtige Komponenten, die die zu 100 Prozent zuverlässige Funktion des Aufzugs garantieren. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass niemand bei eisiger Kälte in der Kabine eingeschlossen ist, falls der Aufzug einmal ausfällt. „Mittlerweile ist der Stand der Technologie so weit fortgeschritten, dass moderne Aufzüge auch tieferen Temperaturen meisterhaft trotzen“, sagt Steeger, „die Umgebungstemperatur im Schacht muss aber stets der Norm entsprechen.“ Hilfreich sei es, schon beim Bau des Gebäudes auf die richtigen Bedingungen, Materialien oder Temperatur-Regulierungen für den Aufzugsschacht zu achten.

Was passiert, wenn die Temperaturen unter +5°C sinken, während man sich im Aufzug befindet?

Sollten die Temperaturen unter +5°C sinken, bleibt der Aufzug nicht abrupt stehen. Stattdessen fährt die Kabine die nächste Haltestelle an, damit die Passagiere aussteigen können. Erst dann schaltet sich die Anlage ab und wartet, bis der Aufzug wieder Betriebstemperatur erreicht hat. Gibt die standardmäßig eingebaute Temperaturüberwachung anschließend ihr „Okay“, kehrt der Aufzug selbstständig in den Normalbetrieb zurück. „Szenen eines stehengebliebenen Aufzugs, wie man sie aus Filmen kennt, sind also nicht zu befürchten. Der Aufzug zählt zu den sichersten Transportmitteln weltweit“, beruhigt Steeger.

Gute Planung hilft im Voraus

Mit einer dem Standort entsprechenden Heizung im Schacht und im Maschinenraum ist ein permanenter Betrieb auch bei niedrigeren Temperaturen möglich. Das kommt für Anlagen in Bahnhöfen, an Bahnsteigen oder in Parkhäusern in Frage. Bei Haltstellen, die unmittelbar ins Freie führen, hilft eine Heizung im Türbereich. Falls bei der Planung darauf nicht geachtet wurde, ist die Nachrüstung einer Heizung in der Regel jederzeit möglich.

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