Die Rechte von Stadttauben und ihr Schicksal

Gestern (Donnerstag) fand eine Pressekonferenz zum Thema Taubenschutz statt, in der sich eine Reihe von Experten zu Wort gemeldet haben, um den Tauben in Schweinfurt und weit darüber hinaus mit ihrer Expertise zu helfen.

Das schreibt zum Taubenfütterungsverbot Ulrike Schneider von der Initiative Zukunft. Der Anlass: Veto gegen die Taubenpolitik der Stadt Schweinfurt, die das Taubenproblem mit Fütterungsverboten, Untätigkeit und Unwissen auszusitzen gedenkt… und das seit Jahren.
Das Ziel: Klarstellung, dass Stadttauben keine Wildtiere sind und daher in die Zuständigkeit der Städte fallen – was gleichermaßen rechtlich und moralisch verpflichtet.
Die Experten: Dr. Christian Arleth (juristischer Referent der Tierschutzbeauftragten des Landes Berlin: +49 176 34420768), Dr. Kirsten Toennies (Tierärztin und Expertin auf dem Gebiet der Vogelkunde: kirsten.toennies@googlemail.com), Jasmin Poyotte (Vorsitzende der Taubenhilfe Schweinfurt, nach § 11 zertifiziert: +49 157 80587453) Axel Kröner (Experte des Taubenprojekts Frankfurt: +49 151 10397505) und Natascha Wothke (Vorstand Pro Animale e.V.: +49 170 4539894).
Da die Situation in vielen Städten eine ähnliche ist, haben wir die Expertenrunde aufgezeichnet und stellen sie unter folgendem Link auf YouTube zur Verfügung:
Wer sich speziell für die rechtliche Seite und damit die Pflichten der Kommunen interessiert, der wird an folgender Stelle fündig: Min 24:42 bis Min 35:58 oder möge die Präsentation im Anhang studieren. Wen die Frage Tauben = Haustiere oder Wildtiere umtreibt, für den ist die aufschlussreiche Stellungnahme der Tierärztin Dr. Toennies sehr hilfreich, in Wort und Schrift, siehe Mitschnitt und Anhang. Wer Interesse an einer humanen Art der Reduzierung der Taubenpopulationen hat, der höre sich Axel Kröners Erfahrungsbericht über das Eiertauschen an, wer Einblick in den traurigen Alltag der Stadttauben erhalten möchte, der begleite Jasmin Poyotte und wer sich für die finanzielle Einbindung eines Tierschutzvereins interessiert, der kontaktiere Natascha Wothke.

Für Rückfragen stehen alle Experten gern zur Verfügung.

Hier noch die Stellungnahme von Dr. Toennies:
Stellungnahme zur Fütterung von Stadttauben (Columba livia forma domestica) Stadt- oder Haustauben sind entflogene Haustiere, die häufig als Schau- oder Brieftauben nach rein menschlichen Vorstellungen vermehrt und gehalten wurden. Sie unterliegen dadurch seit Jahrhunderten einer Selektion auf Form, Größe, Leistungsfähigkeit, Gefieder etc. und auch Nahrungsanpassung, bzw. Nahrungsverwertung und Überlebensfähigkeit. Das speziestypische Haustaubenfutter besteht zivilisationsbedingt aus Hülsenfrüchten, Mais, Reis, Sonnenblumenkernen etc.. Aufgrund ihrer Physiologie „schälen“, also entspelzen Tauben ihre Körner nicht, sondern schlucken sie im Ganzen ab. Im Muskelmagen werden diese ganzen Körner mit Hilfe von Steinchen, den sog. Gastrolithen, zermahlen und anschließend weiter verdaut. An diese Art des Futterangebots, also der menschlichen Fütterung, sind die Tiere über Jahrhunderte, je nach Literatur und Gegend, evtl. auch seit Jahrtausenden angepasst worden. Die freilebenden Stadttauben sind wissenschaftlich anerkannt die Nachkommen entflogener Haustauben, die zuvor nahezu ausschließlich die von Menschen angebotene Nahrung aufnahmen. Den Tieren ist die Anpassung an diese Art des Nahrungsangebots demnach menschengemacht angeboren.

Ersatznahrung als Lösung

Andere Nahrungsmittel können, je nach Zusammensetzung, einen Ersatz für Stadttauben darstellen, der von gleichwertig über minderwertig bis nachteilig oder sogar tödlich beurteilt werden kann, je nach aufgenommener Menge. Untersuchungen zeigen, dass die von Stadttauben aufgenommenen Ersatznahrungsmittel örtlich unterschiedlich z. T. erhebliche Defizite bergen, die auf Dauer zu körperlichen Mangelzuständen führen, die so erheblich sein können, dass die Tiere in Folge des punktuellen Substanzmangels erkranken und letztlich sogar „geschwächt“ sterben. Erschwert wird das Problem durch die Aufnahme von falschen Gegenständen, z. B. Kunststoff-, Glas-, Metallpartikeln oder Fäden, die sie ebenfalls abschlucken und nicht mehr hervorwürgen können. Diese Fremdkörper können zu Schleimhautverletzungen im Verdauungstrakt führen und täuschen außerdem eine falsche Füllung des Magens vor, so dass ein Nahrungsdefizit weiter verstärkt werden kann, weil das Tier wegen der durch die Fremdkörper vorgegaukelten Magenfüllung nicht mehr ausreichend tatsächlich physiologisch zuträgliches, nahrhaftes Futter aufnimmt.

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