Hilfskonvoi ins Kriegsgebiet

Unzählige Kisten stehen in der Notaufnahme bereit. Sie sind gefüllt mit Babywindeln, Verbandsmaterial, medizinischer Bekleidung, Spritzen, OP-Material, Instrumenten und vielen Dingen mehr. Ein Transporter wird diese und noch weitere mit einem Hilfskonvoi in die Ukraine bringen. Auch Jacken vom Rettungsdienst sind dabei. Sie hängen auf Bügeln. „Die sind ganz wichtig“, sagt Lasha Gamisonia. „Damit man erkennt, dass deren Träger Helfer und Sanitäter sind, dass man nicht auf sie schießt.“ 

Gamisonia ist Assistenzarzt im Krankenhaus St. Josef und hat die Hilfsaktion organisiert. „Ich stand mit unserem Chefarzt Dr. Schmidt am OP-Tisch und wir haben uns über die aktuelle Situation in der Ukraine ausgetauscht. Gemeinsam mit den OP-Schwestern ist die Idee zur Hilfsaktion entstanden“, berichtet der junge Mann mit georgischen Wurzeln. Kurzerhand ist er durchs Haus gegangen und hat Spenden gesammelt. „Mehr als 1.200 Euro sind so zusammengekommen“, sagt Lasha Gamisonia. Die Großzügigkeit der Kolleginnen und Kollegen hat ihn nicht nur überrascht, sondern auch glücklich gemacht. „Es tut mir so weh, zu sehen was in der Ukraine geschieht. Ich bin aus Abchasien, das ist ein Teil von Georgien. Meine Familie hat das Gleiche 1992 erlebt“, schildert der Georgier, warum er sich engagiert.

Von dem gespendeten Geld hat er Medikamente gekauft, die in der Ukraine dringend gebraucht werden. „Und unsere Apotheke hat noch ganz schön was dazugegeben“, sagt er. Doch nicht nur Geld hat der Assistenzarzt gesammelt, sondern viele Dinge mehr. „Ich habe bei der ukrainischen Botschaft in Georgien nachgefragt, was gebraucht wird.“ Außerdem steht er im regen Austausch mit seinem Freund Dr. Konstantin Jelesov, der in der Ukraine geboren wurde, in Deutschland lebt und arbeitet. „Seine Familie ist noch in der Ukraine, mit ihr bin ich auch gut befreundet“, erzählt er. 

Mit seinem Wissen aus erster Hand konnte Gamisonia gezielt Sachspenden sammeln. „Hier die Kisten sind beispielsweise aus dem Krankenhaus Markt Werneck.“ Doch auch das Krankenhaus St. Josef hat so einiges beigesteuert. „Unser Einkauf hat geprüft, was wir dazu geben können“, sagt Verwaltungsleiter Erwin Göbel. So kamen dann noch Kissen und Decken, Desinfektionsmittel, Toilettenpapier, Feuchttücher, OP-Masken und vieles mehr hinzu. „Eine erste ‚Lieferung‘ ging zu Wochenbeginn an einen Hilfskonvoi, der über Hilde Hoffmeister aus Gochsheim organisiert wurde“, berichtet Annabelle Kühn, die in der Abteilung Einkauf die Sachspenden sammelt und deren Abholung koordiniert. Heute steht die nächste Abholung an.

Die wurde über Ganna Kravchenko organisiert. Die gebürtige Ukrainerin ist bei der Trägerin des Krankenhauses St. Josef, bei der Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg, als Umweltreferentin tätig. Sie unterstützt aktuell die Sammelaktionen für die Hilfskonvois, die aus dem Landkreis Bad Kissingen starten. „Wir haben Sammelstellen in Ramsthal, Oberthulba und Rottershausen“, erzählt sie. Über die Spenden und Medikamente, die von Lasha Gamisonia und dem Krankenhaus St. Josef organisiert wurden, freut sich Ganna Kravchenko besonders. „Sie werden wirklich gebraucht und gehen direkt in die Ukraine“, versichert sie.

Doch zunächst müssen die ganzen Kisten, Kartons und Pakete in einen Transporter eingeladen werden, der sie zu einer Sammelstelle bringt. Spontan helfen die Kollegen aus der Haustechnik, der Zentralen Notaufnahme und dem Einkauf des Krankenhauses. Auch Schwester Lydia Wießler, die Ordensbeauftragte, und Lasha Gamisonia fassen mit an. Nur wenige Minuten dauert es, bis alles verstaut ist. „Vielen Dank“, sagt der Georgier zum Abschied.

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