Sommerempfang als Alternative zum Neujahrsempfang

Schweinfurt (eva). Als hätte der Wettergott ein Einsehen, pünktlich zu Beginn des Sommerempfangs der Stadt Schweinfurt klarte der Himmel auf und die Sonne strahlte in den Innenhof der Kunsthalle. Angesichts dieses Umstandes war die Frage von Oberbürgermeister Sebastian Remelè, ob Sakko und Langbinder ausgedient haben, dies auch mit Blick auf den G7 Gipfel, beim Blick in die Runde schnell beantwortet.

Wenn die Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, von Behörden und Organisationen aber nunmehr auf eine launige Rede gewartet hatten, so wurden sie schnell enttäuscht. Sehr schnell bog Remelè auf die Gerade der Krisen, des Krieges und einer nicht gerade positiven Zukunft ein. „Leider muss man kein Pessimist sein, um festzustellen, dass uns Corona und seine Verbreitung lediglich eine jahreszeitlich bedingte Atempause lässt.“ Dass Corona-Leugner und Impfgegner zu Protesten versammeln und von ihrem Grundrecht der Meinungsfreiheit Gebrauch machen sei legitim, völlig inakzeptabel sei es, wenn eine Bewegung zur #Abschaffung des Staates aufruft, vor den Karren „irrlichtender Rattenfänger“ spannen lässt.

Auch der russische Angriff auf die Ukraine stelle die Menschen vor große Herausforderungen. Aggressoren, wie Russlands Präsident seien stimuliert, Krieg als Fortsetzung der Politik und Hebel der Wiederherstellung imperialer Größe zu betrachten. Remelè versäumt es nicht, aber auch der eigenen Staatspolitik Versagen zu unterstellen. „Rückblickend und mit der Weisheit des Augenblicks ausgestattet, ist es unverständlich, wie wir alle miteinander und quer durch alle Parteien zugesehen haben, wie unsere eigenen Streitkräfte aushungerten, dass sie derzeit nur mit Mühen in der Lage sind, eine einzige vollausgerüstet Brigade zustellen und damit die gleiche Wehrfähigkeit wie die Republik Estland aufweisen.“

Schwächen und Versäumnisse , aber auch ein selbstzufriedene, Wohlstand verwöhnte Bevölkerung, waren Eckpfeiler der Rede. Mit Blick auf das ukrainische Volk und dessen Wiederstandswillen, Familien und Werte zu vereidigen, war der Satz: „Wir sollten uns hier vielmehr die Frage stellen, ob wir dazu überhaupt noch Willens und in der Lage sind“ keine Fragestellung, sondern vielmehr die Aufnahme und Publizierung eines gewonnenen, derzeit realen Deutschlandbildes.

Dass der beforstende Winter der Bevölkerung wieder Verzicht lehren wird, dies deute unter anderem die Energiekrise an. Allein in Schweinfurt werden derzeit 60 Prozent der Häuser und Wohnungen mit Gas beheizt. Viele der Industriebetriebe und mittelständischen Unternehmen seien vom Gas als Betriebsstoff abhängig. Remelè stellte in diesem Zusammenhang die Frage: „Warum man nicht längst über seinen Schatten springt und unsere Atomkraftwerke über die Jahreswende am Netz hält, um jede Ressource zu nutzen, die russischen Fesseln zu sprengen.“ Eine Aussage, die bei manchen der Gäste erstaunliche Blicke hervorrief, die Remelè im Nachhinein so kommentierte: „Man muss als Oberbürgermeister auch einmal unbequeme Aussagen machen.“

Große Zustimmung gab es hingegen als Remelè auf den beforstenden Winter ausblickte, „der uns wieder Verzichtsehren wird“, der aber nicht immer weh tun müsste: “ Wenn die vorweihnachtliche, grellbunte Illuminierung unserer Städte wieder auf ein gesundes Maß reduzieren würde, wäre damit nicht nur der stillen und besinnlichen Adventszeit gedient.“ Ob es nach der Weihnachtszeit, im Jahr 2023, dann  wieder einen Neujahrsempfang geben wird, diese Frage sei dahingestellt. Gegen eine zweiten Sommerempfang, diesen Eindruck hatte man schnell gewonnen, hätte die Mehrzahl der Gäste nichts einzuwenden.

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